Der verspätete Stimmwechsel auf dem Prüfstein der Psychoanalyse

Rund um Chloé Blachère

Das CRIVA-Seminar vom 12. Januar 2021 bot die Gelegenheit, aus einer psychoanalytischen Perspektive zu erörtern, was Ärzte und Logopäden als falschen /verspäteten Stimmbruch bezeichnen, eine Störung, die durch einen fehlenden Stimmbruch ohne organische Ursache gekennzeichnet ist.
Die Veränderungen, die die Pubertät mit sich bringt, erschüttern sowohl den Körper als auch den Organismus und betreffen somit auch die Stimme. Die psychischen Problemstellungen der Adoleszenz sind zahlreich, insbesondere was die Fragen der psychischen Bisexualität und der Identifikationen betrifft. Von diesen Problematiken ausgehend, haben wir die Polaritäten Liebe/Hass, Verführung/Aggressivität untersucht, die an der Artikulation - oder deren Fehlen - zwischen Körper und Stimme beteiligt sind. Diese Artikulation ist als Verknüpfung zwischen der vokalen und der verbalen Dimension der Stimme zu verstehen.
Dies hat uns dazu veranlasst, auf das Konzept der Einverleibung zurückzukommen, das Jacques Lacan "am Ausgangspunkt der unbewussten Struktur"[1]ansiedelt und mit dem er seine Untersuchung der Stimme eng verknüpft.
Die Inkorporation bestimmt die identifikatorischen Stützpunkte, die in der Folge als Grundlage für die subjektive Konstruktion eines Wesens dienen können. Im Falle eines falschen Stimmbruchs hinterfragen wir die möglichen Fehlschläge, und schlagen den Begriff der stimmlichen Akorporation vor.

[1] LACAN, J. (1964-1965). Le Séminaire, Buch XII, "Problèmes cruciaux pour la psychanalyse", Lektion vom 3. März 1965, unveröffentlicht.

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